Erster Fastensonntag

Gott will nicht den Tod, sondern das Leben. Jesus ist gekommen, damit wir das Leben in Fülle haben (Joh 10,10). In ihm ist der neue Mensch sichtbar geworden, der ursprüngliche Mensch, wie Gott ihn am Anfang gemeint und geschaffen hat: der nicht nur vom Brot lebt, sondern vom Wort des lebendigen, anwesenden Gottes.


Eröffnungsvers

Ps 91 (90), 15-16
Wenn er mich anruft, dann will ich ihn erhören.
Ich bin bei ihm in der Not, befreie ihn und bringe ihn zu Ehren.
Ich sättige ihn mit langem Leben und lasse ihn mein Heil schauen.


Tagesgebet

Allmächtiger Gott,
du schenkst uns die heiligen vierzig Tage
als eine Zeit der Umkehr und der Buße.
Gib uns durch ihre Feier die Gnade,
dass wir in der Erkenntnis Jesu Christi voranschreiten
und die Kraft seiner Erlösungstat
durch ein Leben aus dem Glauben sichtbar machen.
Darum bitten wir durch ihn,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.


Zur 1. Lesung Die Erschaffung des Menschen aus Ackererde und göttlichem Lebensgeist, sein Wohnen im Garten Eden und seine Vertreibung daraus als Folge der Sünde: das alles liegt seiner Natur nach vor und außerhalb jeder eigentlichen Geschichte und Geschichtsdarstellung. Dem biblischen Verfasser geht es darum, Fragen und Probleme des Menschenlebens zu klären. Warum muss es für den Menschen so viel Leid geben und schließlich den Tod? Antwort: Gott will den Tod nicht; der Mensch selber wählt den Tod, indem er sich von Gott, der Quelle des Lebens, entfernt. Der von Christus erlöste Mensch, der die Gemeinschaft mit Gott wieder gefunden hat, erfährt den Tod nicht mehr als Zerfall, sondern als Übergang und Verwandlung.

ERSTE Lesung
Gen 2, 7-9; 3,1-7
Erschaffung und Sünde der Stammeltern

Lesung aus dem Buch Genesis

7 Gott, der Herr, formte den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.
8 Dann legte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte.
9 Gott, der Herr, ließ aus dem Ackerboden allerlei Bäume wachsen, verlockend anzusehen und mit köstlichen Früchten, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von gut und böse.
1 Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?
2 Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen;
3 nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen, und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben.
4 Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben.
5 Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse.
6 Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und dazu verlockte, klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß.
7 Da gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz.


Antwortpsalm

Ps 51 (50), 3-4.5-6b.12-13.14 u. 17 (R: vgl. 3)
R Erbarme dich unser, o Herr,
denn wir haben gesündigt. - R
(GL 172, 3)
3 Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld,
tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!
4 Wasch meine Schuld von mir ab,
und mach mich rein von meiner Sünde! - (R)
5 Denn ich erkenne meine bösen Taten,
meine Sünde steht mir immer vor Augen.
6ab Gegen dich allein habe ich gesündigt,
ich habe getan, was dir missfällt. - (R)
12 Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz,
und gib mir einen neuen, beständigen Geist!
13 Verwirf mich nicht von deinem Angesicht,
und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir! - (R)
14 Mach mich wieder froh mit deinem Heil;
mit einem willigen Geist rüste mich aus!
17 Herr, öffne mir die Lippen,
und mein Mund wird deinen Ruhm verkünden. - R


Zur 2. Lesung Adam und Christus bilden das große Thema der drei Lesungen an diesem Sonntag. In der 2. Lesung werden beide einander ausdrücklich gegenübergestellt. Der Ungehorsam des Ersten hat zum Tod geführt, der Gehorsam des Zweiten hat für die vielen, das heißt für alle, den Weg zum Leben, zur bleibenden Gemeinschaft mit Gott wieder eröffnet.

ZWEITE Lesung
Röm 5, 12-19

Wo die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden (Röm 5,20b)

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Römer

Brüder!
 
12 Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten.
13 Sünde war schon vor dem Gesetz in der Welt, aber Sünde wird nicht angerechnet, wo es kein Gesetz gibt;
14 dennoch herrschte der Tod von Adam bis Mose auch über die, welche nicht wie Adam durch Übertreten eines Gebots gesündigt hatten; Adam aber ist die Gestalt, die auf den Kommenden hinweist.
15 Doch anders als mit der Übertretung verhält es sich mit der Gnade; sind durch die Übertretung des einen die vielen dem Tod anheim gefallen, so ist erst recht die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt worden ist, den vielen reichlich zuteil geworden.
16 Anders als mit dem, was durch den einen Sünder verursacht wurde, verhält es sich mit dieser Gabe: Das Gericht führt wegen der Übertretung des einen zur Verurteilung, die Gnade führt aus vielen Übertretungen zur Gerechtsprechung.
17 Ist durch die Übertretung des einen der Tod zur Herrschaft gekommen, durch diesen einen, so werden erst recht alle, denen die Gnade und die Gabe der Gerechtigkeit reichlich zuteil wurde, leben und herrschen durch den einen, Jesus Christus.
18 Wie es also durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen, die Leben gibt.
19 Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden.

Oder:
Kurzfassung
Röm 5, 12.17-19
Wo die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden (Röm 5,20b)

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Römer

Brüder!
 
12 Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten.
17 Ist durch die Übertretung des einen der Tod zur Herrschaft gekommen, durch diesen einen, so werden erst recht alle, denen die Gnade und die Gabe der Gerechtigkeit reichlich zuteil wurde, leben und herrschen durch den einen, Jesus Christus.
18 Wie es also durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen, die Leben gibt.
19 Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden.


Ruf vor dem Evangelium
Vers: vgl. Mt 4, 4b

Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre! - R
Nicht nur von Brot lebt der Mensch,
sondern von jedem Wort aus Gottes Mund.
Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!


Zum Evangelium In der Wüste wird Jesus vierzig Tage lang vom Teufel versucht, d. h. geprüft, getestet. Adam hatte im Paradies der Versuchung nachgegeben. Israel war in der Wüste von Gott selbst geprüft worden und hatte die Prüfung nicht bestanden. In Christus gehen Israel und die Menschheit den Weg zurück unter Gottes Wort und seine Königsherrschaft. Hunger nach Reichtum, Ehre und Macht: Jesus hat als Mensch diesen dreifachen Hunger erfahren und überwunden.

Evangelium
Mt 4, 1-11
Jesus fastete vierzig Tage und wurde in Versuchung geführt

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit
1 wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden.
2 Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger.
3 Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird.
4 Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.
5 Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel
6 und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
7 Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.
8 Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht
9 und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.
10 Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
11 Darauf ließ der Teufel von ihm ab, und es kamen Engel und dienten ihm.


Glaubensbekenntnis
Fürbitten


Zur Eucharistiefeier Gottesdienst will nicht gefeiert, sondern getan werden. Gott dienen: nach ihm fragen, seine Nähe suchen, seinen Willen tun. Jesus hat uns den Weg gezeigt. Er selbst will das Brot sein, das uns für diesen Weg die Kraft gibt.


Gabengebet

Herr, unser Gott,
wir bringen Brot und Wein für das heilige Opfer,
das wir zum Beginn dieser Fastenzeit feiern.
Nimm mit diesen Gaben uns selbst an
und vereine unsere Hingabe
mit dem Opfer deines Sohnes,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.


Präfation vom 1. Fastensonntag oder Präfationen für die Fastenzeit


Kommunionvers

Mt 4, 4
Nicht nur vom Brot lebt der Mensch,
sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.
Oder:
Ps 91 (90), 4
Mit seinen Flügeln schirmt dich der Herr,
unter seinen Schwingen findest du Zuflucht.


Schlussgebet

Gütiger Gott,
du hast uns das Brot des Himmels gegeben,
damit Glaube, Hoffnung und Liebe in uns wachsen.
Erhalte in uns das Verlangen nach diesem wahren Brot,
das der Welt das Leben gibt,
und stärke uns mit jedem Wort,
das aus deinem Mund hervorgeht.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.


Für den Tag und die Woche
Sternstunden

Es gibt im Leben einzelner Menschen wie ganzer Völker dann und je Ereignisse von weltgeschichtlicher Tragweite. Nach einem solchen Ereignis ist alles anders als zuvor, und man kann nicht mehr dahinter zurück ... Die Evangelien berichten uns in der Erzählung von der Versuchung Jesu von einem solchen Geschehen, wo im Blick auf die Zukunft der Menschheit alles auf dem Spiel stand ... Wenn Christus als der zweite Adam, dem ersten Adam gleich, abermals gefallen wäre, es wäre über die Menschheit ein auswegloses Verderben hereingebrochen. Es ist hilfreich für uns zu wissen, dass auch Jesus den Kampf wider Sünde und Versuchung kennen gelernt hat und durchstehen musste.
(A. Köberle)