Zweiter Fastensonntag Der Mensch erwacht zu sich selbst, wird eigentlich er selbst erst in der Begegnung mit dem andern, dem Du. Er sieht und wird gesehen; er nimmt den andern an und weiß sich selbst angenommen. Angenommen und gleichzeitig gefordert. Von Abraham, dem Freund, konnte Gott Großes fordern: das Opfer des geliebten Sohnes. Von Jesus, dem Sohn, alles: Leben und Tod. Jesus war der vollkommene Mensch, der ganz verwirklichte Mensch. Auf ihn schaute Gott mit reinem Wohlgefallen; in ihm offenbarte es sein eigenes Wesen, seine Heiligkeit und seine Herrlichkeit.
Eröffnungsvers
Ps 27 (26), 8-9
Mein Herz denkt an dein Wort:
Sucht mein Angesicht! Dein Angesicht, Herr, will ich suchen. Verbirg nicht dein Gesicht vor mir. Oder: Ps 25 (24), 6.2.22
Denk an dein Erbarmen, Herr,
und an die Taten deiner Huld, denn sie bestehen seit Ewigkeit. Lass unsere Feinde nicht triumphieren! Befreie uns, Gott Israels, aus all unseren Nöten. Tagesgebet
Gott, du hast uns geboten,
auf deinen geliebten Sohn zu hören. Nähre uns mit deinem Wort und reinige die Augen unseres Geistes, damit wir fähig werden, deine Herrlichkeit zu erkennen. Darum bitten wir durch Jesus Christus. Zur 1. Lesung
Gott prüfte den Glauben Abrahams, er befahl ihm, den einzigen Sohn als Opfer darzubringen. Hat Gott solche Proben nötig, um zu wissen, was im Menschen ist? Gott hat es nicht nötig; aber der Mensch soll wenigstens ahnen, dass Gott groß ist, unbegreiflich anders. Durch Schmerz und Verzicht kann der Mensch innerlich wachsen und reifen und jene Freiheit gewinnen, die ihn erst eigentlich zum Menschen macht. ERSTE Lesung
Gen 22, 1-2.9a.10-13.15-18
Das Opfer des Vaters Abraham (Messbuch: Erstes Hochgebet)
Lesung aus dem Buch Genesis
Antwortpsalm
Ps 116(115), 10 u. 15.16-17. 18-19 (R: vgl. 9)
Zur 2. Lesung
Abraham war bereit, seinen einzigen Sohn zu opfern. Tatsächlich wurde Isaak nicht geopfert. An seiner Stelle und für uns alle hat Gott seinen eigenen Sohn hingegeben. Musste das sein? Für uns bleibt dies ein Geheimnis, weil wir weder von der Heiligkeit Gottes noch von seiner Gerechtigkeit und seiner Liebe eine hinreichende Vorstellung haben. Wir wissen nur, dass alles Tun Gottes aus seiner Liebe fließt, und dass er mächtig ist, um alle zu retten, die ihm vertrauen. ZWEITE Lesung
Röm 8, 31b-34
Gott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer
Ruf vor dem Evangelium
Lob dir, Christus, König und Erlöser! - R
Aus der leuchtenden Wolke rief die Stimme des Vaters: Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören. Lob dir, Christus, König und Erlöser! ZUM EVANGELIUM
Dem Bericht über die Verklärung Jesu ging das Bekenntnis des Petrus voraus: Du bist der Messias (Mk 8,29). Und Jesus hat sein bevorstehendes Leiden angekündigt. Beides gehört zur Aussage über Jesus: das Kreuz und die messianische Würde und Herrlichkeit. „Mein geliebter Sohn - auf ihn sollt ihr hören“, damit sagt die Stimme aus der Wolke den Jüngern das, was sie unbedingt wissen müssen. Evangelium
Mk 9, 2-10
Aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
Glaubensbekenntnis
Fürbitten
Zur Eucharistiefeier
Für einen Augenblick sahen die Jünger einen Schimmer von der verborgenen Herrlichkeit Jesu. Unser Glaube schaut ihn, den geliebten Sohn, in den Gestalten von Brot und Wein auf dem Altar. Die Gemeinschaft mit ihm wird auch unsern Leib, unser ganzes Wesen umwandeln, so dass wir ihm ähnlich werden. Gabengebet
Herr, das Opfer, das wir feiern,
nehme alle Schuld von uns. Es heilige uns an Leib und Seele, damit wir uns in rechter Weise auf das Osterfest vorbereiten. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Präfation vom 2. Fastensonntag
Kommunionvers
Mt 17, 5
Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe:
Auf den sollt ihr hören. Schlussgebet
Herr,
du hast uns im Sakrament an der Herrlichkeit deines Sohnes Anteil gegeben. Wir danken dir, dass du uns schon auf Erden teilnehmen lässt an dem, was droben ist. Durch Christus, unseren Herrn. FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Du aber, Herr, gehst hinab vom Berg der Verklärung, ins Tal zu den Menschen, wo das Kreuz dich erwartet. Du hast dich nicht geschont, du hast dich verbraucht: ein Weizenkorn, das in die Erde geht und stirbt. Jesus, Bruder der Welt, wir ahnen es ja: dass es keine Geborgenheit mehr gibt bei dir, keine Verwurzelung in dir, keine Versenkung in dich, es sei denn dort, wo du bist: bei deinen geringsten Brüdern mitten in der Welt.
(Theo Brüggemann) Lesejahr B
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